Chipveredelungen von Walnussbäumen

Stand am 5.7.2022

Feststellungen

  1. Die Chip budding Veredelungstechnik wurde bei Apfelbäumen von den Engländern eingeführt und wird heute verbreitet angewandt. Es gibt aber wenig Informationen zur Chip-Veredelung bei Nussbäumen.
  2. Die Chip-Veredelung bei Nussbäumen hätte viele Vorteile
    • Sie ist einfach und deshalb attraktiv.
    • Es braucht nur eine minimale Ausrüstung.
    • Mit wenig Edelreiserruten kann man viele Veredelungen machen. Es können auch Knospen auf Wulsten verwendet werden, welche sich für die Plattenokulation nicht eignen. Auch spielt die Dicke des Markes keine Rolle.
    • Die Technik kann bei lösender Rinde und bei nicht lösender Rinde von UL und Edelreis praktiziert werden. Deshalb kann sie während eines grossen Teils des Jahres, von Januar bis im August, durchgeführt werden.
    • Es können ruhende Knospen von letztjährigen Ruten oder von diesjährigen Ruten verwendet werden.
    • Sie kann im Frühling im Wärmeschrank (Indoor) mit Chips von wintergeschnittenen und gelagerten Reiserruten oder von direkt geschnittenen Ruten ausgeführt werden.
    • Sie kann im Frühling auf vorgetriebenen Unterlagen auch im Topf als Stubenveredelung ausgeführt werden.
    • Oder sie kann auch im Sommer mit Chips von letztjährigen Ruten oder von diesjährigen Ruten durchgeführt werden.
    • Bei der Freiland-V können die Reiserruten von letztjährigen oder ab Juli von diesjährigen Trieben unmittelbar vor der V geschnitten werden und müssen nicht im Winter geschnitten und aufbewahrt werden. So gibt es auch keine Lagerschäden.
    • Die Technik kann auf treibendes oder auf schlafendes Auge ausgeführt werden.
    • Es gibt viele Parallelen zu Plattenokulation.

 

Meine Erfahrungen mit Chip Walnuss-Veredlung:

    1. Während 10 Jahren habe ich mehrere Hundert Chip-Veredelungen gemacht. Es waren nur sehr wenige erfolgreich. Eine davon ist in meinem Buch, S. 24 abgebildet.
    2. Im März 2022 habe ich die Protokolle der vielen misslungenen Veredelungen studiert und einen neuen Versuch unternommen. Basierend auf den Erkenntnissen der misslungenen Veredelungen habe ich im April eine Arbeitsanleitung für die Chip-Indoor-V bei Nussbäumen auf treibendes Auge erstellt. Die Kernpunkte der neuen Arbeitsanleitung vom April 2022 waren:
  • Veredlung im Topf auf vorgetriebenen Unterlagen im Cf-Stadium.
  • Kallusbildung in der Stube im Topf. (Veredelungen auf Tisch und Kallusbildung im Sägemehl im Wärmeschrank sind auch möglich)
  • Längere (3 bis 6 cm lange) Chips, also länger als in der Literatur empfohlen.
  • Das Fenster an der UL wird über einer Knospe und nicht an einem Internodium herausgeschnitten. Die Form des Chips passt besser ins Fenster und die Versorgung des Chips durch die vorhandenen Leitbündel (Xylem und Phloem) sind wahrscheinlich besser.
  • Anschneiden der UL zur Beherrschung des Juglonproblems wie bei der Plattenokulation.
  • Wegschneiden der Apikalknospe 5 Tage nach der V und wegschneiden des Triebes oberhalb der V-Stelle 3 Wochen nach der V, wenn Primärkallus gebildet ist.

Sieben von zehn Chip-Indoorveredlungen vom April 2022 auf vorgetriebenen Unterlagen nach der Arbeitsanleitung waren erfolgreich. Die Erfolgsquote für diese Chip-Indoor-Technik erachte ich als sehr gut. Vgl. Dokument Chip-Veredlung von Walnussbäumen, mein Kenntnisstand am 13.5.2022

Bei den ersten Chip-Freilandveredlungen im Mai und Juni 2022 war die Erfolgsquote schlecht. Um bei der Chip-Veredlung im Freiland etwa gleich gute Resultate zu erzielen wie bei der Plattenokulation, analysiere ich nachstehend meine Chip-Veredlungen 2022 und versuche bessere Rahmenbedingungen zu definieren.

Analyse einiger Chipveredlungen 2022

Chip-Veredlung vom 5.5.22 CeJap wintergeschitten und gelagert auf vorgetriebenem NG-Hybrid. Kallusbildung in der Stube. Foto 5.7.22. Speziell: J. ailantifolia auf NG-Hybrid !!!

Zwei Monate nach Veredlung ist der Trieb 35 cm lang
Chip-Veredlung vom 30.4. 22. WieSal Reis vom Baum auf vorgetriebener J. regia (Lozeronne), auf Tisch veredelt, Kallusbildung in Stube. Veredelungs-Nr.:220430 1. Foto 5.7.2022
Gut zwei Monate nach der Veredelung sind die Triebe zwischen 40 und 50 cm hoch.
Chip-Veredlung vom 13.5. 22. AlWal Reis wintergeschnitten, in Sand gelagert auf vorgetriebener Lozeronne (J. regia) in Holzkiste mit Erde. Kallusbildung im Freiland. Veredelungs-Nr.:220513 2. Foto 5.7.22.
Am 5.7.2022, also 7 Wochen nach der V ist der Trieb 10 cm lang.
Chip-Veredlung vom 3.6.22 WieSal Reis vom Baum auf Lozeronne (J.regia) im Freiland. Veredlungs-Nr.: 220603 X. Foto 5.7. 2022.

 

 

Es sind noch 3 Serien mit total 17 Chip-Veredelungen unterwegs. Die Resultate müssen abgewartet werden.

  • Vom 19. 6. 22: 4 Unterlagen mit je 2 Chip.
  • Vom 29. 6. 22: 7 Chips (1 chip pro UL).
  • Vom 02. 7. 22: 2 Chips

Bei der Bonitierung analysieren, ob die Chips von letztjährigen oder von diesjährigen Ruten kamen.

 

Anleitung vom 5.7.2022 für die weiteren Chip-Veredelungen im Juli

  1. Chips von diesjährigen Ruten verwenden in der Hoffnung, dass diese eher Kallus bilden als Knospen von letztjährigen Ruten.
  2. Noch längere Chips brauchen (bis 10 cm lang) als bis anhin, um die Kallusfläche zu vergrössern.
  3. Wenn möglich Chips mit grossen, stark entwickelten Knospen von diesjährigen Ruten verwenden und entsprechend in der Excel-Tabelle notieren. (etwa ab Mitte Juli möglich)
  4. Wenn möglich, UL und Chips so schneiden, dass nur sehr wenig Holz mitkommt und viel Kambium zur Verfügung steht.
  5. Anschneiden der UL wegen Juglonproblematik, Abschneiden der Apikalknospe nach 5 Tagen und Wegschneiden der UL oberhalb der Veredelungsstelle 3 Wochen nach der V gleich wie bei der Anleitung vom April.
  6. Alle anderen allgemeinen Regeln der Walnussveredlung beachten.

 

Am 5.7.2022 habe ich nach obiger Anleitung von einer einzigen diesjährigen Rute von Lange von Lod auf drei letztjährigen Unterlagen 5 Platten und 5 Chips eingesetzt. Chips mit grossen, gut entwickelten Knospen. Ich erhoffe mir interessante Vergleiche zwischen pla und Chip auf gleicher Unterlage mit verschieden gut entwickelten Knospen.

Prez, 5.7.2022 HSW

 

Nachtrag: Chip-Veredelung vom 1.6.22 Franquette auf NG23 f 8.2