Die Walnuss Stuben-Veredlung

Eine Walnuss-Veredlungs-Anleitung mit einfachen Mitteln

Eine werdende Walnuss-Veredlerin aus der Eifel, auf zirka 200 Meter über Meer hat mir in den letzten Tagen Fragen gestellt zum Video «Walnussbaum selber veredeln», welches mein Vater Hans-Sepp 2011 für das https://gartenfernsehen.de/ gedreht hatte. Sie wollte mehr wissen zum richtigen Zeitpunkt. Als Antwort entstand dieser Artikel.

In diesem Artikel versuche ich festzuhalten, wie ich diese Stubenveredlung 2023 konkret auf 100 bis 300 Meter über Meer durchführen würde. Dabei behalte ich den besonders warmen Winter 2022/2023 im Hinterkopf. Zudem lasse ich Elemente einfliessen, die wir in den letzten 11 Jahren dazu gelernt haben.

Noch ein weiterer Hinweis : die Walnuss-Veredlung ist viel schwieriger als die Kern- oder Stein-Obst Veredlung. Es ist als Vorbereitung höchst Empfehlenswert, erst einige Erfolge in den einfacheren Obstsorten zu erreichen, da kann man sich schon mit Veredlungsmaterial und Veredlungsschnitt vertraut machen. Denn : bei der Walnuss muss es besonders schnell gehen und bei diesem Handwerk macht nur Übung den Meister!

Empfehlung zur Stubenveredlung 2023

  1. Im Februar werden Reiser geschnitten und so gelagert, dass die Knospen ruhend bleiben.
  2. Im Februar werden die Unterlagen «zum Vortreiben» gestellt, so dass Sie im April schon Blätter tragen.
  3. Im April werden ruhende Knospen (Edelreiser) auf treibende Unterlagen veredelt.
  4. Die Jungen Veredlungen werden im Topf mit Plastiktüten-«Gewächshaus» warm gestellt.
  5. Mitte Mai können die Pflanzen im Freien abgehärtet weden, später werden Sie in den Garten gesetzt.

Reiserschnitt und Lagerung (Februar)

Wärend der Winterruhe werden Edelreiser geschnitten (video).
Diese werden kühl gelagert (im selben Video erklärt), damit die Knospen nicht austreiben.
Dies würde man normalerweise in der Winterruhe, von Januar bis März machen.
Wichtig ist hier, die Knospen am Reiser-Spenderbaum regelmässig zu beobachten. Schauen Sie genau hin, ob die Knospen schon anschwellen oder noch ruhend bleiben.
Wie es aussieht, wenn die Knospen treiben (=Blätter bilden) sieht man hier.
Die Reiser sollte man so spät wie möglich einsammlen, weil die Lagerzeit dann kürzer ist. Lange Lagerzeiten erhöhen die Gefahr, dass die Knospen am Veredlungszeitpunkt schon Treiben, oder dass sich Schimmel bildet. Zu spät ist es aber, wenn die Knospen schon anschwellen. Knospen, die schon angeschwollen odar gar schon ausgetrieben sind, kann man für die Veredlung nicht brauchen.
Im Video «Walnussbaum Selber veredeln» nimmt Hans-Sepp die Edelreiser unmittelbar (=wenige Minuten) vor der Veredlung vom Baum, ohne Lagerung. Da es im laufenden Winter so extrem warm ist wäre es wohl eine Gute idee, ca im Februar eine Serie Reiser einzulagern, dann das Risiko besteht, dass die meisten Knospen des Reiser-Spender-Baumes im April schon treiben.

Unterlagen Vortreiben (Februar)

Die 1-2 jährigen Bäumchen, die als Unterlage dienen, können ca 2 Monate vor dem Veredlungszeitpunkt zum «Vortreiben» gestellt werden, das heisst, an einen Ort stellen, wo es etwas wärmer ist als draussen, da dies das Treiben der Knospen in Gang setzt. In diesem Jahr 2022 ist das Wetter bei uns in Mitteleuropa so warm, dass dieser Schritt möglicherweise gar nicht nötig ist. In diesem Video wird ein möglicher Ansatz zum Vortreiben der Walnuss (Juglans Regia) Unterlagen (oder Sämlingen) kurz erklärt.

Veredlung (April)

Mitte April werden die Veredlungen durchgeführt, zum Beispiel mit Kopulation, Cadillac, Chip oder einer weiteren Veredlungstechnik.
Für alle Techniken gilt : die Knospen der Edelreiser müssen im Ruhezustand sein. Dies im Gegensatz zur Unterlage wo es besser ist, wenn sich schon kleine Blätter gebildet haben.

Stuben-Pflege (April bis Mai)

Die Jungen Veredlungen werden im Topf mit Plastiktüten-Gewächshaus warm und feucht gestellt. So kann man sich eine «Wärmeschrank»-Installation ersparen.
Idealtemperatur : 28°C. Schwankungen zwischen ca 20°C und 35°C sind akzeptabel.
Solange keine Blätter gebildet sind braucht die Planze auch kein Licht. Plätze neben Öfen oder Heizkörpern mit konstanter Temperatur sind oft interessant.
Sobald die Knospen sich öffnen (nach 3-5 Wochen) braucht es Licht. Die Veredlung ist jetzt schon etwas weniger empfindlich auf Temperaturschwankungen. Das Sonnenlicht durchs Stubenfenster erwärmt die Luft in der Plastiktüte problemlos auf die gewünschte Temperatur. Aufpassen, es kann auch zu heiss werden!
Ich empfehle, die Tüte alle 2-3 Tage abzunehmen. So sieht man erstens besser, was die Pflanzen machen und zweitens wird die Luft in der Tüte ausgewechselt, was das Schimmelpilz-Risiko reduziert.
Auch wichtig : regelmässig giessen. Es hat zu wenig Wasser, wenn die Topferde nicht mehr feucht ist. Es hat zuviel davon, wenn der Unterteller voll Wasser ist. Staunässe unbedingt meiden!

Ab ins Freie ! (mitte Mai)

Sobald kein Risiko auf Frost mehr besteht, können die Pflanzen ins Freie gebracht werden. Am Anfang vielleicht noch einige Wochen im Halbschatten, bevor der Baum dann Gepflanzt wird.