Graue Knospenspitzen am Edelreis verunmöglichen Erfolg bei der Walnussveredlung

Wenn bei der Walnussveredelung alles normal läuft, kann man während der ersten drei Wochen nach der Veredlung, d.h. während der Kallusbildung drei wichtige Stadien erkennen:

  1. Ca. 8 bis 10 Tage nach der Veredelung beginnen die Knospen am Edelreis zu schwellen.
  2. Ca. 12 Tage nach der Veredlung durchstossen die weiss behaarten Brakteen (Hüllblätter) die dunklen Knospenschuppen. Das Stadium wird als wolliges Stadium oder Bf-Stadium bezeichnet.
  3. Ca. 3 Wochen nach der Veredelung treiben die Knospen aus. Das Stadium wird als Knospenaustrieb oder als Cf-Stadium bezeichnet.

Ich habe nun bei einer kleinen Walnuss-Veredelungsserie in Februar 2023 beobachtet, dass nach ca. 10 Tagen die Knospen prall wurden und dass an der Knospenbasis kleine grüne Flächen sichtbar wurden. Ich habe die Knospen deshalb als erfolgversprechend bewertet. In der Folge habe ich dann aber festgestellt, dass die Spitzen der Knospen grau -weiss waren und das Wachstum stoppte.

Knospe am Edelreis mit grauer Spitze, 10 Tage nach der Veredlung

Ein Schnitt durch die Knospen hat gezeigt, dass die äussersten nativen Knospenblätter eingetrocknet waren, und dass die darunterliegende Vegetationsspitze bräunlich verfärbt war, also geschädigt. Bei den Fäden könnte es sich um Pilzhyphen handeln. Keine der Veredelungen war schlussendlich erfolgreich.

Bei der Veredlung hatte ich die Qualität der Edelreiser als sehr gut eingestuft, hatte aber die Knospen nicht genau genug angeschaut.

Es ist das erste Mal, dass ich das Phänomen mit den grauen Knospenspitzen so genau angeschaut habe. Walnussveredlungen sind auch für erfahrene Veredler immer wieder gut für Überraschungen.

Das Phänomen kann im weitern Sinne auch als Unverträglichkeit der Sorte angeschaut werden.

Ich hatte von derselben Sorte MuTan schon vor einem Jahr ca. 10 Veredlungen gemacht, die alle misslungen waren. Ich hatte damals keine plausible Erklärung für den Misserfolg ich hatte einfach vermutet, dass die Edelreiser zu spät geschnitten worden waren. Heute denke ich, dass die grauweissen Spitzen der Knospen (verursacht durch einen Pilz) die Misserfolge erklären könnten.

Weiteres Vorgehen

Ich habe vorgesehen, von der Sorte weitere Veredlungen zu machen mit Edelreisern, bei denen die Knospenspitzen nicht grau sind. Es ist zu erwarten und zu hoffen, dass nicht alle Knospen graue Spitzen aufweisen.

Und die Lehre aus der Geschichte:

Bei der Veredlung von Walnussbäumen nicht nur auf die gute Qualität der Edelreiser, sondern auch auf allfällige weiss-graue Knospenspitzen der Edelreiser zu achten.