Projekt Walnuss-Sorten für Höhenlagen

Walnussbäume für Höhenlagen

Ausgangslage und Ziel

Bei uns melden sich vermehrt Leute, welche sich für Nussbäume in Höhenlagen auf der schweizerischen Alpennordseite zwischen 600 und 1100 müm interessieren. Von den Baumschulen in der Schweiz werden nur im Ausland veredelte Bäume angeboten. Darunter dürften nur wenige Sorten geeignet sein für Höhenlagen auf der schweizerischen Alpennordseite. Wir wollen die Lücke schliessen und ausgewählte Sorten zur Nuss- und Öl-Produktion veredeln, in Höhenlagen testen und anbieten. 

Es gibt mehrere Gründe, Nussbäume in Höhenlagen zu fördern. Nüsse liefern das physiologisch wertvollste Öl, das in der Schweiz produziert wird. Die Nussbäume könnten einen Beitrag liefern zur Ernährungssicherheit und zur Artenvielfalt sowie zur Hochstammförderung. Früher durften die Bürger auf der Allmend Nussbäume pflanzen und nutzen. Im schweizerischen Mittelland, das für Intensivkulturen genutzt wird und immer mehr verbaut wird, gibt es kaum mehr Platz für Nussbäume. In Höhenlagen gibt es eher noch Anbaumöglichkeiten, und zwar als Solitärbäume, als Gruppen, in Parks, Hecken, Alleen, öffentlichen Plätzen, entlang von Bächen oder Wäldern oder als Bionichen.

Anforderungen an Walnussbäume für Höhenlagen

Louis Garavel, ein exzellenter Kenner von Nussbäumen in Grenoblegebiet, hatte sich in einem Artikel von 1954 Gedanken gemacht über die Anforderungen an Nussbäume in Höhenlagen. Auf Grund seiner Beobachtungen stellte Garavel die Forderung auf, dass Walnuss-Sorten für Höhenlagen eher spät blühen und eine kürzere Vegetionsdauer haben sollten als die üblichen Sorten, um das Risiko von Schäden durch Spätfröste im Frühling und durch Frühfröste im Herbst zu reduzieren und die Chancen auf Nussertrag zu erhöhen. Er nennt im Artikel aber keine Sorten, welche diese Forderung erfüllen. Die Nüsse sollen auch einen prozentualen Kernanteil von mindesten 45 % aufweisen. Wir präzisieren unsere Anforderungen wir folgt:

  • Eher späte Sorten; vergleichbar mit Franquette.
  • Die Nüsse sollen einen prozentualen Kernanteil von mindestens 45 % aufweisen.
  • Die Vegetationszeit (Anzahl Tage von der Befruchtung bis zur Ernte) sollte 120 bis 125 Tage betragen also etwas kürzer sein als bei den üblichen Handelssorten für das Mittelland (135 Tage).
  • Frühe Sorten, aber nur, wenn sie nach Spätfrost Zweitblüten machen. Solche Sorten sind selten. Sie geben in normalen Jahren ohne Spätfrost eine normale Ernte; in Spätfrostjahren eine kleinere, spätere Ernte.

Unser aktueller Stand

Wir haben uns seit über 10 Jahren mit dem Thema befasst und Sorten beobachtet und gesammelt. Daraus ist die unten stehende Kandidatenliste entstanden.

Wir sind dabei, finanzielle Unterstützung zu suchen beim Bund, um Bäume der Kandidaten-Sorten zu veredeln und anzubieten.
Falls Sie Bäume aus dieser Serie reservieren möchten, kontaktieren Sie uns.

Referenzsorte Franquette

Als Referenzsorte haben wir die sehr bekannte, gut beschriebene, französische Sorte Franquette gewählt. Franquette ist eine späte und robuste Sorte. Sie ist bis in mittlere Höhenlagen nicht spätfrostgefährdet. Die Nussqualität ist ausgezeichnet. Das Kerngewicht beträgt im Mittel 5,5 g, der prozentuale Kernanteil 45 %. Sie fühlt sich im schweizerischen Mittelland wohl. Wir haben fünf 15-jährige veredelte Franquette Nussbäume auf 650 müm stehen. Diese gaben auch in Spätfrostjahren wie 2021 Nüsse.

Unsere Sorten für Höhenlagen sollten bezüglich Blütenbiologie (Austriebsdatum, Blütenzeiten der männlichen und weiblichen Blüten) verglichen werden mit der Franquette. Da diese charakteristischen Eigenschaften abhängig sind von der Höhenlage respektive von der Klimazone, muss die Referenzsorte möglichst auf allen Standorten gepflanzt werden, damit gute Vergleiche mit den Kandidatensorten gemacht werden können.

Unsere bisher besten Kandidaten

Wir haben in den letzten Jahren schon einige Sorten gefunden, die für Höhenagen in Frage kommen

SorteStandort Mutterbaum, mümNüsse/Ertrag Blütenbiologie
BruHägHäggenschwil SG, Schweiz 600MüMNuss mit 120 PunktenMittelspät
CaVuVulliens VD, Schweiz, 750MüM45 % Kernanteil, eher kleine Nüsse, kurze VegetationszeitSpät
CoenenHollandErtragreich, Nuss mit 95 PunktenLange blühend, spät
FraGoiBad Goisern, Österreich, 500MüMNuss mit 100 PunktenSpät
FranquetteFrankreichReferenzsorte. Nuss mit 100 PunktenSpät
Geisenheim G26DeutschlandNuss mit 100 PunktenSpät
HamAfAffeltrangen TG, Schweiz, 500MüMNuss mit 90 PunktenSpät
HeWolSt. Ursen FR, Schweiz, 750MüMNuss mit 70 PunktenSpät, auch männliche Blüten sind spät.
LeBeBenken SG, Schweiz, 420MüMNuss mit 90 PunktenSpät
NaxAus Primärsammlung St. Légierzum Fructus BeschriebSpät
TTBÖsterreichische Sorte, Mutterbaum auf 650MüMSpät
UlicotenNiederländische SorteSpät
UrKaKappel SG, Schweiz, 630 MüMNuss mit 100 PunktenSpät
WalPrezPrez-vers-Noréaz FR, Schweiz, 650MüMSehr gute Nussqualität, aromatisch, Kernanteil: 45 %.  Nuss 100 PunkteFrühe Sorte. Dank Zweitblüte oder verlängerter Blütezeit trägt die Sorte auch in Frostjahren.

Weitere Kandidaten

Es werden weitere Kandidaten in Betracht gezogen, auch auf Wunsch der Interessierten Personen mit verfügbaren Flächen auf Höhenlagen.

Vorgehen

  • Es wurden bereits von 4 Personen mit Flächen Interesse angesagt. Französische Sorten (u.A. Franquette) wurde schon gepflanzt.
  • 2024-2027 wird eine Auswahl Bäume (ca 200 Stk) veredelt und abgehärtet.
  • 2-4 Jährige Bäume werden anschliessend in die Höhenlagen gepflanzt.
  • Auf Walwal.ch wird über den Stand des Projekts informiert.
  • Wenn die Bäume ca 15 Jährig sind (ca ab 2040), kann die Beobachtung des Verhaltens der Sorten beginnen.